verbundenheit über den tod hinaus

Im Wort „anvertraut“ steckt Gefühl, Wärme, Aufmerksamkeit – aber auch ein Öffnen und Freigeben. Wir vertrauen einen lieben Menschen Gott, dem Universum, dem Kreislauf des Lebens an. „Anvertraut“ steht für die Verbundenheit über den Tod hinaus. Die Verbindung und die Vertrautheit, die im Leben besteht, reißt mit dem Ende des Lebens nicht ab – sie verändert sich.

Im Blick auf meine Aufgabe als Trauerrednerin steht „anvertraut“ auch für das Vertrauen, das man mir entgegenbringt. Es gibt wohl kaum intimere und zerbrechlichere Momente als Gespräche nach einem einschneidenden Verlust. Trauernde dürfen bei mir Annahme, Mitgefühl und Geborgenheit spüren. Auch das Vertrauen und die Freiheit, ihre Gefühle, Ängste und Hoffnungen zuzulassen und auszudrücken. Trauer ist nach wie vor ein angstbesetztes Thema und das Wort „anvertraut“ wirkt ein Stück weit dieser Angst entgegen. Es strahlt Leichtigkeit aus.

“Anvertraut” strahlt für mich Licht und Ruhe aus, die ich zu den Menschen bringen möchte.  

 

trauer als weg ins leben

Auf meinem Lebensweg habe ich gelernt, dass es immer etwas gibt, das wir festhalten – aber auch vieles, das wir immer wieder ziehen lassen. 

Wir können das, was durch das Erleben und Leben mit einem bestimmten Menschen in uns geweckt wurde, nicht verloren gehen lassen, sondern „weiter ins Leben tragen“ – in neue Lebensabschnitte, in die Welt.

Und wir können auf der anderen Seite lernen, im Wandel mitzufließen.

Die Berührung mit dem Tod ist oft Anlass, nach sich selbst zu fragen. So wird bei der Beschäftigung mit Abschieden deutlich, was im Leben trägt. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es da etwas zwischen Himmel und Erde gibt, das zwar schwer zu fassen ist, doch unendliche Weite bereit hält. Weite, die in unsere Herzen einziehen darf. Immer wieder neu. 

farbe in die trauer bringen

Als Trauerrednerin bin ich institutionell ungebunden. Damit stelle ich mich nicht gegen den christlichen Glauben, vielmehr öffne ich mich für individuelle Spiritualität und Weltanschauungen. Eine persönliche, freie Gestaltung der Zeremonie ohne liturgische Vorgaben wird möglich.

Trauerfeiern sind ein wichtiger Baustein im Prozess des Abschiednehmens. Ich möchte dazu beitragen, dass Ängste sich lösen: dadurch, dass diese besondere Stimmung entsteht, die hoffnungsvoll und tröstlich sein kann – traurig und doch wunderschön. In der alle Emotionen willkommen sind.

Mir ist wichtig, die Einzigartigkeit eines jeden Lebens, den Wert jedes Menschen in unserer Mitte spürbar werden zu lassen. Erinnerung und Dankbarkeit dürfen Raum einnehmen. Frieden darf einziehen.

Ein liebevoller und reflektierter Umgang mit den Angehörigen liegt mir am Herzen. Ich bin zutiefst demütig, in unterschiedlichste Lebenswelten eintauchen zu dürfen, die auch mir neue Perspektiven auf das eigene Leben schenken. 

Letztlich möchte ich mit meiner Arbeit dazu beitragen, Farbe in die Trauer zu bringen, damit eine vertrauensvolle Lebensweltorientierung eingenommen, bewahrt und gestärkt werden kann.